
Lucas Oliver Mill
Für Lucas Oliver Mill begann alles mit einer jugendlichen Obsession für die Werke von David Hockney, die eine Faszination für die Geschichten hinter dem Besitz von Kunstwerken entfachte. Was als Sammlung von Bildern begann, entwickelte sich zu einer Karriere im Erzählen von Geschichten und im Kuratieren von Sammlungen für einige der renommiertesten Kunstinstitutionen.
Wir trafen den Kopf hinter Collector Walls in seinem Londoner Zuhause, wo er mit uns über seine kulturellen Anfänge, seine Liebe zum Geschichten erzählen und darüber sprach, warum Sammeln genauso viel mit Emotion wie mit Ästhetik zu tun hat.



Bist du in einem kulturellen Elternhaus aufgewachsen?
„Auf jeden Fall. Beide meiner Eltern lieben Film und Theater, und sie haben über die Jahre viele junge Filmemacher und Schriftsteller kennengelernt, mit denen ich während meiner Kindheit und Jugend in Kontakt gekommen bin. Ich glaube, sobald man eine Haltung entwickelt, bei der man bereit ist, sich wirklich mit einer Kunstform auseinanderzusetzen - also über reine Unterhaltung hinaus- fällt es einem leicht, alle Arten der Kunst zu schätzen.“
Welches Kunstwerk oder welcher Künstler hat dich zuerst nachhaltig beeindruckt?
„Meine früheste Erinnerung daran, in einem Museum zu sein, etwas zu betrachten und wirklich innezuhalten, war bei einer David Hockney-Ausstellung in London. Es gab einen Raum mit seinen Doppelporträts aus den späten Sechzigern und ich fand ihre Komposition unglaublich stark. Ich glaube auch, dass diese Werke der Ursprung meines Interesses daran sind, Menschen in ihren Wohnungen und persönlichen Umgebungen zu sehen. Das hat schließlich dazu geführt, dass ich Collector Walls gegründet habe.“
Wenn du ein einziges Gemälde zu deiner eigenen Sammlung hinzufügen könnten, welches wäre es und warum?
„Mein Lieblingskünstler ist Francis Bacon, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich eines seiner Werke bei mir zu Hause haben möchte. Er war ein komplexer Mensch und hat all diese Bilder von Figuren geschaffen, die aussehen, als würden sie sterben oder ersticken. Ich kenne Sammler, die solche Werke besitzen und mit ihnen leben. Ich würde auch gerne eines besitzen – aber es müsste das Richtige sein, sonst würde es mir eher Angst machen, es anzusehen.“
Was ist die Geschichte hinter Collector Walls?
„Vor drei Jahren habe ich die Instagram-Seite rein aus meiner Faszination dafür gestartet, Kunst im Kontext privater Wohnungen zu sehen. Ich begann zu recherchieren und entdeckte all diese Geschichten darüber, wie unterschiedlich Menschen Kunst sammeln und mit ihr leben. Jeder kennt die traditionelle Seite der Kunstwelt, wie Museen, Galerien oder weiße Räume, aber was man selten sieht oder hört, ist diese menschliche Seite der Kunstwelt.“
Deine Seite wächst derzeit rasant. Woran glaubst du liegt das und was hoffst du, dass die Menschen aus deinem Content mitnehmen?
„Ich hoffe, dass die Geschichten, die ich erzähle, als informativ, fesselnd und – vielleicht am wichtigsten – als neu empfunden werden. Auf Instagram werden wir mit so viel recyceltem Content überschwemmt, dass es spannend ist, wenn ein Bild oder eine Geschichte wirklich unentdeckt und frisch wirkt. Außerdem ist es für viele faszinierend, ein berühmtes Gemälde, wie etwa einen Rothko oder Picasso, in einem privaten Zuhause zu sehen, wenn man dies bisher nur aus Museen kannte.“
Neben dem Kuratieren bist du auch als Autor tätig. Welcher Artikel oder welches Porträt, an dem du gearbeitet hast, war dein persönlicher Favorit und warum?
„Anfang dieses Jahres habe ich einen halben Tag damit verbracht, Christian und Karen Boros zu interviewen – ein faszinierendes Paar, das ein Museum für zeitgenössische Kunst in einem ehemaligen Nazi-Bunker eingerichtet hat. Auf dem Bunker haben sie eine Wohnung gebaut, in der sie leben, und ich wollte diesen Ort schon immer einmal besuchen. Ich durfte die Wohnung selbst mit meinem iPhone fotografieren. Etwas, das ich mittlerweile öfter mache. Ich liebe den Look einer großartigen Wohnung, aufgenommen mit dem iPhone, statt der stark inszeniert Fotos, wie man sie aus den ganzen Interior Magazinen kennt – es wirkt dadurch greifbarer und echter.“
Woran arbeitest du aktuell?
„Eines meiner aktuellen großen Projekte ist eine Basquiat-Ausstellung im Louisiana Museum in Kopenhagen. Wir beschäftigen uns darin mit seiner Darstellung des menschlichen Kopfes. Er war ein unglaublich produktiver Künstler, vor allem was Arbeiten auf Papier betrifft. Ich spiele dabei nur eine kleine Rolle, aber es ist die erste richtige Museumsausstellung, an der ich mitarbeite und ich freue mich sehr darüber.“